Diese Frage wurde uns bei der ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie gestellt und weil wir sie so bezeichnend finden, möchten wir sie gerne öffentlich beantworten.
Eine mögliche Antwort ist, weil es einfach nicht möglich ist. Profit wird über Umwelt und Menschheit gestellt und für eine Klimasendung, die das Thema an der Wurzel packt, ist kein Platz im Abendprogramm – und auch sonst nirgendwo.
Börsenkurse sind unzähligen Faktoren ausgesetzt. Sie können fallen, wie zum Beispiel, wenn eine Atomkatastrophe auf das Konto des Konzerns geht. Das Ganze ist geschehen in Fukushima und der dahinterstehende Konzern TEPCO geriet kurz in die Bredouille. Der Kurs erholte sich im Übrigen wieder, denn der Staat sprang ein und half dem „angeschlagenen Konzern“. Wem nicht geholfen wurde, war der Umwelt, denn sie führt eben keine Aktienkurs.
Die Kurse können aber natürlich auch steigen, wie der Kurs der Aktie RHEINMETALL, wenn es Kriege gibt, die Nachfrage steigt und Menschen mit den Waffen des Konzerns getötet werden. Dann kann jeder, der sein Gewissen über Bord wirft und das nötige Kleingeld hat, mit der Aktie verdienen.
Zwar nicht so viel wie die Großaktionär*innen, die hinter den Konzernen stehen und die Verbrechen nicht nur mittragen, sondern auch in Auftrag geben. Aber man kann immerhin ein bisschen was verdienen. Und das ist spannend, das kann sich jeden Tag ändern und das kann man sich dann in der „Börse vor Acht“ Tag für Tag anschauen. RHEINMETALL und TEPCO sind nur Beispiele. Die Liste an DAX-Konzernen ist lang und die Liste an Verantwortlichen hinter den Großkonzernen, die den Internationalen ethecon Dead Planet Award bekommen haben, auch. Die findet man übrigens hier. RHEINMETALL und TEPCO gehören selbstverständlich dazu.
Die Börse spielt also für unsere Gesellschaft eine zentrale Rolle. Von ihr hängt so viel ab, dass sie es geschafft hat, einen eigenen Sendeplatz zu bekommen. Und (fast) jeder schaut gespannt auf die Entwicklungen, die uns mal mehr, mal weniger betreffen. Doch warum ist das eigentlich so?
Der Kapitalismus ist zwangsläufig auf Profitmaximierung ausgelegt. Er ordnet diesem Profit Diktat alles unter, eben auch die Umwelt. Großkonzerne können und müssen sogar auf Kosten der Umwelt Profit ausbauen. Andernfalls wären sie international nicht mehr konkurrenzfähig. Solange wir also in diesem System leben, wird es keinen konsequenten Umweltschutz geben können.
Deshalb würde es, wenn es ab heute ein regelmäßiges „Klima vor Acht“ im Fernsehen geben würde, darauf hinauslaufen, dass wir jeden Tag zu hören bekommen, dass wir einen Schritt näher an den Kipppunkt gekommen sind. Dass es Waldbrände gibt, dass es der heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnung ist, dass Menschen ihre Heimat verlassen müssen, weil es kein Wasser mehr gibt oder Kriege um Rohstoffe geführt werden, dass die Arten sterben und das Ozonloch größer wird, dass der Wasserspiegel steigt… die Liste könnte man endlos weiterführen.
Das alles heißt aber nicht, dass wir nichts tun können. Um unseren blauen Planeten zu erhalten und die menschengemachte Klimakatastrophe zu stoppen, müssen wir sogar aktiver werden. Und zwar alle und von unten. Dabei können wir uns auf Regierungen von kapitalistischen Staaten ebenso wenig verlassen wie auf freiwillige Maßnahmen von Unternehmen, die diese nur allzu oft als sogenanntes „Greenwashing“ nutzen. Und es gibt Proteste. Diese müssen nur größer werden und durch die breite Bevölkerung unterstützt werden. Sie müssen mit den sozialen Kämpfen der Gewerkschaften zusammengeführt werden um mehr Schlagkraft zu entwickeln. Diese Proteste müssen aber auch weitergedacht werden, als nur bis zum 1,5 Grad Ziel. Sie müssen das System in Frage stellen, welches auf Ausbeutung und Umweltzerstörung aufgebaut ist. Und sie müssen es zum Wanken bringen!
Wir von der ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie unterstützen und initiieren diese Proteste – jetzt und in Zukunft. Wir schaffen Öffentlichkeit, wir skandalisieren und prangern die Verantwortlichen an. Doch das können wir alles natürlich nicht alleine. Dazu brauchen wir finanzielle und personelle Unterstützung. Wie man uns unterstützen kann, findet man hier.
Es wird also zeitnah kein „Klima vor Acht“ geben. Auch wenn wir uns das natürlich wünschen würden.