Erklärung von Vorstand und Kuratorium der Stiftung ethecon vom 01. Dezember 2007
Gentechnik stoppen!
Gentechnik bedroht die Lebensgrundlagen der Menschheit
Mit der Gentechnik hat die Geschichte neuzeitlicher Naturbeherrschung ihren ultimativen Höhepunkt erreicht. Gentechnik bedeutet die Unterwerfung des Lebens unter industrielle Verwertungsinteressen.
Vorangetrieben wird diese Entwicklung von den großen Chemie- und Nahrungsmittel-Konzernen. Als Querschnittstechnologie betrifft sie alle Bereiche jeglichen Lebens.
Zugleich bedeutet sie ihrem Wesen nach die Abschaffung des Lebens in seiner jetzigen Gestalt. Sie stellt nicht weniger als das gesamte Leben, wie es sich im Laufe der Evolution herausgebildet hat, zur Disposition.
Es liegt in der Natur der Gentechnik, dass es keinerlei wirksame Kontrolle gibt. Mittlerweile ist sogar klar, dass Gene über unvorstellbare lange Zeiten hinweg nicht sterben und sich als „springende Gene“ über die Luft, Wasser, Boden fortbewegen.
Gentechnik ist nicht prognostizierbar, da es absolut nicht vorhersagbar ist, welche Wechselwirkungen fremde Gene mit dem Erbgut des Organismus eingehen, in den sie eingeschleust worden sind; geschweige denn was daraus im Rahmen der in der weiteren Zukunft folgenden zahllosen Erbgutverschmelzungen folgen wird.
Gentechnik ist eine nicht rückholbare Technologie. Einmal freigesetzt, immer freigesetzt. Egal unter welchen Bedingungen. Es gibt nicht einmal eine „Halbwertzeit“.
Die Freisetzung transgener Organismen macht – auch unter „kontrollierten Bedingungen“ oder im „Sicherheitslabor“ – die Welt unabdingbar zum Freiluftlabor und Mensch und Umwelt zu unfreiwilligen Mitwirkenden. Es gibt für Gene keine „kontrollierte Freisetzung“, keine absolute Sicherheit.
Die Folgen von gentechnischen Manipulationen an Organismen werden erst nach Generationen sichtbar. Die Dauer der Generation kann mitunter viele Hundert Jahre dauern. So wurde beispielsweise ein Bakterium entdeckt, dass bis zu 500 Jahre lebend überdauert.
Neben den technologischen Risiken birgt Gentechnik weitreichende gesellschaftliche Gefahren. Der Größenwahn der Unfehlbarkeit und der absoluten Machbarkeit wird genährt. Die Macht über das gesamte Leben wird sich verabsolutieren sich und sich gottgleich etablieren. Da über gentechnisch produzierte Menschen geherrscht werden wird wie über Dinge, schafft Gentechnik eine völlig neue Qualität der Herrschaft.
Zugleich vernichtet Gentechnik, da Leben zum Produkt wird, jegliche bekannte Ethik. Leben wird unbedeutsam, weil jederzeit in jeder Form schaffbar. Entsprechend wird Gentechnik auch umfassende Euthanasie schaffen. „Unwertes“ Leben wird ausgelöscht werden.
Gentechnik ruft eine neue Qualität des Leids hervor: Das vergewaltigte, geschundene Leben.
Diese Entwicklung im Bereich der Gentechnik ist insbesondere deshalb besonders gefährlich, weil sie sich – zumindest bis dato – ausschließlich in der Verantwortung der großen Konzerne vollzieht. Diese jedoch kennen bekanntlich keine Ethik und keine Moral und folgen einzig den Gesetzen der Profitmaximierung. Die Geschichte lehrt, dass das Profitstreben immer wieder zu Verbrechen und Katastrophen führt. Auch zu Katastrophen, die den Fortbestand der Menschheit und des Planeten gefährden.
„ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie“ sieht im Profitsystem die zentrale Ursache von Ausbeutung, Unterdrückung und ökologischem Ruin. Nur mit Entwicklung und Durchsetzung umweltgerechter und menschenwürdiger Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle jenseits von Profitmaximierung lässt sich nach Meinung der Stiftung ethecon eine andere, gerechte Welt erringen. Zum Wohl von Ökologie und Gesellschaft muss das Primat ethischer Prinzipien gegenüber der Ökonomie durchgesetzt werden.
Vor diesem Hintergrund fordert ethecon angesichts der Gefahren und Risiken der Gentechnik den sofortigen Stopp jeglicher Gentechnik.
Berlin, den 01. Dezember 2007