ethecon Preisträgerin Diane Wilson auf BP-HV verhaftet – Vorsitzender der Stiftung ethecon bei Übergabe des Internationalen ethecon Black Planet Award 2010 an die Verantwortlichen von BP festgenommen
Am Donnerstag, 14. April 2010, wurden Diane Wilson/USA und Axel Köhler-Schnura in London verhaftet bzw. festgenommen. Die beiden wollten auf der Hauptversammlung des BP-Konzerns den im November 2010 in Berlin an die geschmähten Manager und Großaktionäre des BP-Konzerns verliehenen Internationalen Black Planet Award 2010 übergeben sowie den dazu gehörigen Offenen Brief verlesen. Diane Wilson ist Fischerin vom Golf von Mexiko (Texas) und wurde in 2006 für ihr herausragendes Engagement zu Rettung und Erhalt des Blauen Planeten mit dem jeweils gleichzeitig mit dem Internationalen ethecon Black Planet Award verliehenen Internationalen ethecon Blue Planet Award 2006 ausgezeichnet. Axel Köhler-Schnura ist Gründungsstifter und ehrenamtlicher Vorsitzender der ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie.
Tausende von AktionärInnen wurden Zeuge des skandalösen Vorgangs, mit dem die Sicherheitskräfte des BP-Konzerns den beiden AktivistInnen den Zugang zur Aktionärshauptversammlung verweigerten und sie schließlich von der Polizei festnehmen bzw. verhaften ließen. Und das, obwohl beide mit Aktien ausgestattet und ordentliche AktionärInnen waren. Wilson wurde erst nach Ende der HV freigelassen, Köhler-Schnura konnte nach ca. 1 Stunde wieder seiner Wege gehen; der Zugang zur HV wurde ihm aber weiterhin verweigert.
Die Übergabe des ethecon Black Planet Awards war begleitet von großen öffentlichen Aktionen bereits ab 12. April in London. Aus aller Welt waren Betroffene angereist: Aus Kanada und Papua Neuguinea Vertreter der dort ansässigen Indianerstämme, deren Land im großen Stil beim Abbau von Teersand durch BP vernichtet wird; aus den USA FischerInnen vom Golf von Mexiko; aus verschiedenen Ländern ArbeiterInnen, die auf Grund mangelnder Sicherheit Gefahr für Leib und Leben erleiden. ethecon-Vorsitzender Köhler-Schnura „Das große Kick Off Event am Dienstagabend war eine überwältigende Demonstration internationaler Solidarität im Kampf gegen Konzernmacht und Profitgier!“
Im Zusammenhang mit der Festnahme bzw. der Verhaftung der beiden AktivistInnnen wurde den Mitgliedern der Delegation aus USA, alle mit ordnungsgemäßen Eintrittskarten ausgestattet, ebenfalls der Zutritt zur Hauptversammlung verweigert. Ebenso einem offiziellen Team von CNN, das die FischerInnen von der Golfküste begleitete. Trotz ordnungsgemäßer Akkreditierung und entsprechender Presseausweise.
Dennoch lief die BP-Hauptversammlung komplett aus der Regie. Von den Offiziellen auf 2 Stunden anberaumt, war sie selbst nach fünf Stunden noch in Gange. Einzig wegen der nicht enden wollenden Flut von Redebeiträgen zu den Umwelt- und anderen Verbrechen des Konzerns. AktivistInnen, die mit bedruckten T-Shirts dem Protest gegen BP Ausdruck verleihen wollten, wurden gewaltsam aus dem Saal entfernt. Vertreter der Indianerstämme aus den USA beeindruckten durch die Faktenberichte über die Verwüstungen in Kanada. Eine bekannte Buchautorin aus den USA, Antonia Juhasz, trug eindrucksvoll die Tragweite des Golf-Desasters vor.
Und zum allergrößten Erstaunen der an den Pranger gestellten leitenden Manager von BP wurde der Internationale ethecon Black Planet Award 2010 doch noch in der Hauptversammlung übergeben. Obwohl Diane Wilson im Gefängnis saß und die Preistrophäe bei ihr von der Polizei „als Gegenstand zur kriminellen Zerstörung“ beschlagnahmt worden war, standen im Saal plötzlich das ethecon-Kuratoriumsmitglied Lydia Will (Jg. 1986) und die ethecon-Aktivistin Anabel Schnura (Jg. 1990) am Mikrofon und verlasen das Statement zur Übergabe des Internationalen ethecon Black Planet Award 2010 an C.H. Svanberg, Tony Hayward und Bob Dudley sowie die anderen verantwortlichen BP-Manager und -GroßaktionärInnen. Dabei reckten sie anklagend die ethecon Black-Planet Trophäe in die Höhe (siehe Foto anbei). Dem Vorstand warfen sie vor: „Sie lassen in einem demokratischen Land wie Großbritannien AktionärInnen grundlos verhaften und können dennoch nicht die Übergabe eines Ihnen missliebigen Preises verhindern!“
In einem umfangreichen Fakten-Dossier weist ethecon nach, dass die Genannten die Verantwortung dafür tragen, dass bei BP das Gewinnstreben über die Sicherheit der Beschäftigten, die Gesundheit der AnwohnerInnen und den Schutz der Umwelt gestellt wird. Damit trügen sie nicht nur fahrlässig, sondern im Interesse der Konzern-Profite und des persönlichen Reichtums vorsätzlich dazu bei, dass die Erde als Schwarzer Planet ende.
Mit den zahlreichen KritikerInnen aus aller Welt stimmten auf der BP-HV hunderte von KleinaktionärInnen mit mehreren Millionen Aktien, die zusammen laut Wallstreet Journal Investments von 12 Milliarden US-Dollar repräsentieren. BP und seine verantwortlichen Manager haben am 14. April eine Lektion in Sachen Demokratie erlebt und zugleich erfahren müssen, dass ihnen weltweiter Widerstand erwächst.
Seit 2006 verleiht „ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie“ jährlich zwei Preise. Der internationale Positiv-Preis „Blue Planet Award“ würdigt außerordentlichen Einsatz zum Erhalt und zur Rettung des „Blauen Planeten“. Der internationale Schmähpreis „Black Planet Award“ prangert außerordentliche Verantwortung für den Ruin und die Zerstörung des „Blauen Planeten“ an. Mit den Positivpreisen hat ethecon in den vergangenen Jahren Diane Wilson/USA (2006), Vandana Shiva/Indien (2007), José Abreu und Hugo Chávez/Venezuela (2008), Uri Avnery/Israel (2009) sowie Elias Bierdel/Österreich (2010) ausgezeichnet. Die Schmähpreise gingen bisher an die EigentümerInnen bzw. AktionärInnen und das verantwortliche Management der Konzerne Monsanto/USA (2006), Nestlé/Schweiz (2007), Blackwater (Xe)/USA (2008), Formosa Plastics Group/Taiwan (2009) und BP/Großbritannien (2010).
ethecon ist im Gegensatz zu den vielen Konzern-, Familien-, Kirchen-, Partei- und Staatsstiftungen eine der wenigen Stiftungen „von unten“, die sich mit ihren derzeit 19 StifterInnen und dem Leitmotiv „Für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung!“ in der Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen sieht. Die noch junge Stiftung finanziert sich über Zustiftungen, Spenden und Fördermitgliedschaften.