Nach 20 Jahren zäher Verhandlungen hat ein Gericht nun entschieden, 1 % des hochgiftigen Mülls aus Bhopal abzutransportieren. Dieses Urteil wurde unter anderem durch die mediale Aufmerksamkeit erwirkt, die sich anlässlich des 40. Jahrestags der größten Chemiekatastrophe der Menschheitsgeschichte ergab. Dass es überhaupt zu dieser Entscheidung kommen konnte, ist dem jahrzehntelangen Engagement von Aktivist*innen wie Rachna Dhingra zu verdanken, die 2019 für ihren Einsatz mit dem Internationalen ethecon Blue Planet Award ausgezeichnet wurde.
Wer jedoch glaubt, dass nun endlich große Fortschritte erzielt werden, wird leider enttäuscht. Der Abtransport von lediglich 1 % des Mülls kann nur als erster Schritt betrachtet werden. Darüber hinaus steht auch die Umsetzung der Maßnahme stark in der Kritik der Aktivist*innen.
Die Menschen in Bhopal profitieren kaum von diesem Abtransport, da der Müll keine weitere Verschmutzung verursachte. Er war vergleichsweise sicher in einem Lagerhaus gelagert. Das eigentliche Problem wird daher nicht grundlegend angegangen, sondern nur oberflächlich behandelt.
Am neuen Lagerort hingegen wird der Giftmüll voraussichtlich eine erhebliche Bedrohung darstellen, da dort mit neuen Umweltbelastungen, wie etwa der Verseuchung des Grundwassers, gerechnet werden muss. Es droht die Entstehung eines „neuen Bhopal“ mit weiteren katastrophalen Folgen.
In Bhopal lagern immer noch über 1,1 Millionen Tonnen hochgiftiger Abfälle, die bis heute das Wasser in der gesamten Region stark verschmutzen. Über 120.000 Menschen leiden weiterhin an den gesundheitlichen Folgen.
Rachna Dhingra und ihre Mitstreiterinnen kämpfen unermüdlich dafür, dass der gesamte Giftmüll sicher abtransportiert und an einem Ort entsorgt wird, der über die notwendige Infrastruktur für eine sichere Entsorgung verfügt. UNION CARBIDE und DOW Chemical müssen für diese Maßnahmen finanziell aufkommen – die Kosten dürfen nicht den indischen Steuerzahler*innen aufgebürdet werden!