Zensur bei Award-Übergabe in Taiwan
Zur Übergabe-Aktion zum Internationalen ethecon Black Planet Award 2009 am 19. Mai 2010 in Taipei, der Hauptstadt Taiwans, sind weder Vertreter des geschmähten Chemie-Konzerns FORMOSA PLASTICS GROUP (FPG) erschienen, noch der taiwanesische Präsident Ma Ying-jeou, der den Preis übergeben sollte. Daher erfolgte die Übergabe durch zwei Schauspieler, die in die Rollen des Präsidenten und des verstorbenen Konzern-Gründers Wang Yung-ching schlüpften.
In Zusammenarbeit mit ethecon verlasen taiwanesische Sozial- und Umweltschutz-Organisationen einen Offenen Brief der Zivilgesellschaft Taiwans und den Offenen Brief von ethecon an die FPG. Sie verteilten auch unser FPG-Dossier. Danach präsentierten sie den anwesenden Pressevertretern Wasserproben aus Privatbrunnen in der Umgebung der von Formosa betriebenen Renwu-Fabrik mit 300.000-mal stärkerer Verschmutzung als es die staatlichen Richtlinien erlauben. Die Wasserproben reihten sich ein in die lange Liste von Beweisen dafür, dass die Verantwortlichen bei FPG den Internationalen ethecon Black Planet Award 2009 tatsächlich verdient haben.
Schon im Vorfeld der Übergabe-Aktion kam es zum Eklat. Dabei ging es um unsere Busreklame gegen FPG, von der wir bereits in unserer letzten ethecon email info berichtet haben. Noch bevor die Busse am 18. Mai losfahren konnten, hat die FPG davon Wind bekommen und mit einer Klage gedroht. Ohne Absprache mit ethecon und den taiwanesischen Organisationen sind die Busse über Nacht zensiert worden: Das Wort Schande wurde einfach überklebt. Was die FPG offenbar nicht bedacht hat: Diese Zensur hat erst recht für öffentliches Interesse und umfassende Berichterstattung in den Medien gesorgt, unter anderem in den taiwanesischen Abendnachrichten.
Von dieser Zensur lassen sich ethecon und die taiwanesischen Partner-Organisationen nicht beeindrucken; die Busse mit der Anti-Werbung fahren inzwischen nicht nur in Taipei, am Sitz der Konzern-Zentrale von FPG, sondern sollen bald auch in mehreren Provinzen unterwegs sein, in denen FPG-Werke stehen.
ethecon protestiert gegen die Zensur und ruft dazu auf, sich dieser Protest-Aktion per Email anzuschließen.
FPG versucht derweil unsere taiwanesischen Partner einzuschüchtern und droht mit einer Schadensersatzklage. Auch im Hinblick auf die geplanten Aktionen zur Aktionärshauptversammlung des Konzerns droht FPG mit Repression. Davon lassen wir uns aber nicht einschüchtern. Im Gegenteil: Unsere Partner klären seit dem 19. Mai auf der Website FPG Truth auf Englisch und Chinesisch über die Arbeitsschutz- und Umweltsünden der FPG auf, darunter auch die vermeidbare Explosion der Formosa-Fabrik in Point Comfort, Texas.
Award-Übergabe bei FPG-Aktionärsversammlung
Die tatsächliche Übergabe des Internationalen ethecon Black Planet Award 2009 an die Besitzerfamilie Wang und die verantwortlichen Manager bei FORMOSA PLASTICS GROUP (FPG) soll am 25. Juni während der Aktionärsversammlung in Taipei statt. Für diese Preisübergabe-Aktion wird Diane Wilson, Aktivistin und ethecon-Preisträgerin aus Texas/USA, nach Taiwan reisen. Wichtig ist ihr dabei, dort mit Menschen zu reden, die genauso von Formosas Umweltsünden betroffen sind, wie sie es in Texas ist. Eine Zuspitzung des Konflikts mit der FPG ist zu erwarten.