Erklärung von Vorstand und Kuratorium der Stiftung ethecon vom 14. März 2009
Den Hunger in der Welt beenden!
Weltwirtschaftskrise verschärft weltweiten Hungertod
Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind unter zehn Jahren an den Folgen des Hungers. Mit 923 Millionen Menschen hat der Hunger einen neuen Rekord erreicht. Jeder siebte Mensch auf dieser Erde muss hungern.
Geradezu pervers ist, dass 76% der hungernden Menschen auf dem Lande leben. Aber die dort angebauten Lebensmittel gehen in den Export anstatt den Hunger der heimischen Bevölkerung zu stillen.
Zudem werden die landwirtschaftlichen Flächen der „Dritten Welt“ mehr und mehr von multinationalen Konzernen im großen Stil auf viele Jahrzehnte hinaus gepachtet, um so den reichen VerbraucherInnen vor allem in Europa, Japan und den USA volle Regale in den Supermärkten zu sichern.
Schlimmer noch, Mais, Raps und andere ölhaltige Nahrungsmittel werden zu „Biotreibstoffen“ für die Zweit- und Drittautos in den hochmotorisierten Staa-ten Europas und der USA verarbeitet. Immer mehr Lebensmittel werden so dafür eingesetzt, die Energiekrise in der kapitalistischen Welt mit „Bioenergie“ zu bewältigen.
Hinzu kommt die Gendiktatur der Gentech-Konzerne. MONSANTO möchte bis 2010 die landwirtschaftliche Lebensmittelproduktion weltweit unter seine Kontrolle gebracht haben. Natürliche Lebensmittel verkommen zu Markenprodukten, das Markenrecht des Konzerns zwingt die Bauern in die Armut und in den Hunger.
Die mit voller Wucht ausgebrochene Finanz- und Wirtschaftskrise der kapitalistischen Länder verschärft die Situation dramatisch. Der Hunger wird in den nächsten Jahren explodieren. Die schwächsten Länder bekommen als erste die neue Hungerkatastrophe zu spüren.
Aber mit Systemkrise ist der Hunger auch endgültig in den so genannten reichen Ländern angekommen. Steigende Armut in Familien mit Kindern führt zu fehl- und unterernährten Kindern. In Deutschland hat es 2008 den ersten an Hunger gestorbenen ALG-II-Empfänger gegeben.
Das alles hindert das Kapital nicht, auf den Hunger zu spekulieren. Der Terminhandel an den großen Börsen treibt gezielt die Lebensmittelpreise nach oben, um Extra-Profite zu kassieren.
„Nur 30 Milliarden Dollar“ pro Jahr wären notwendig, um Hunger und Unterernährung auszurotten, sagt Jacques Diouf, Generalsekretär der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO). Doch statt diese Summe bereit zu stellen, werden 1,34 Billionen Dollar im Jahr für Rüstung ausgegeben. Und den Kapitalbesitzern werden derzeit mehrere Billionen Dollar in die Taschen gestopft, um den Zusammenbruch der Wirtschaft in den hochentwickelten Nationen zu verhindern.
Die Welt ist in der Lage, ein Mehrfaches der aktuellen Bevölkerung umfassend zu ernähren. Einzig das Profitsystem verhindert dies.
ethecon fordert Ernährungssouveränität. Nationale Regierungen und die Bevölkerungen müssen in der Lage sein, ihre Agrar- und Ernährungspolitik selbst zu bestimmen und zu regeln. Der Schwerpunkt muss auf der bäuerlichen Landwirtschaft, der Produktion für die Selbstversorgung, sowie dem lokalen und regionalen Handel liegen.
„ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie“ hält die „Beachtung ethischer, ökologischer, sozialer und menschenrechtlicher Prinzipien bei Organisation und Durchführung ökonomischer Vorhaben sowie die Stärkung demokratischer und selbstbestimmter Strukturen im Wirtschaftsprozess“ für zwingend erforderlich. Statt der profitorientierten Wirtschaft Billionen zur Verfügung zu stellen, muss das System gewandelt werden. Weg vom Primat des Profits hin zum Primat der Solidarität! Vergesellschaftung der Banken und Konzerne sind ein erster erforderlicher Schritt. Es darf keine Gendiktatur geben, die Welternährung muss gleichberechtig, solidarisch und im Einklang mit der Ökologie betrieben werden.