Offener Brief an die TeilnehmerInnen der internationalen ethecon-Tagung 2009 am 21. November in Berlin gerichtet.
Grüße und Solidarität aus den Vereinigten Staaten.
Das „Center for Health, Environment and Justice“ (CHEJ)(Zentrum für Gesundheit, Umwelt und Rechte) bedankt sich bei ethecon dafür, dass der diesjährige „Black Planet Award“ an FORMOSA PLASTICS GROUP, dessen Vorstandschef Lee Chih-Tsuen sowie an die Firmengründer und Kapitalgeber, die Wang Familie, verliehen wird.
FORMOSA PLASTICS ist einer der größten PVC- Produzenten in der Welt und PVC ist ohne Zweifel der für Gesundheit und Umwelt giftigste Kuststoff. Kein anderer Plastikstoff enthält oder setzt mehr gefährliche Chemikalien frei. Darunter Dioxine, Weichmacher, Vinylchlorid, Ethylendichlorid, Blei, Kadmium und selbst Bisphenol A. Es gibt im gesamten Lebenszyklus von PVC-Produkten keine sicheren und ungefährlichen Methoden der Herstellung und Entsorgung.
Die PVC-Fabriken von FORMOSA PLASTICS liegen unverhältnismäßig oft in einkommensschwachen Gemeinden mit hohem Ausländeranteil und stellen derart für die Anwohnerschaft ein Problem sowohl von ökologischer Gerechtigkeit als auch des Rassismus dar. Die PVC-Anlagen vergiften sowohl die Arbeiter als auch die AnwohnerInnen, verseuchen die Luft, vergiften das Trinkwasser und hat sogar bereits dazu geführt, dass ganze Ortschaften von der Landkarte verschwinden.
Jedes Jahr pumpen die PVC-Fabriken etwa 500.000 Pfund Vinylchlorid – eine bekannte für den Menschen krebserregende Substanz – und viele andere Giftstoffe in die Atmosphäre. Krebserregende Dioxine werden durch die Produktion und die Entsorgung von PVC freigesetzt. Unter Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus setzt PVC mehr Dioxin frei als jedes andere Einzelprodukt.
Entsprechend der „International Agency for Research on Cancer“ und dem „US National Toxicology Program“ ist Vinylchlorid ein für den Menschen krebserregender Stoff und Ethylendichlroid ein wahrscheinlich krebserregender Stoff. Die Arbeiter in Fabriken in denen PVC produziert oder Rohmaterialien dafür verarbeitet werden sind den höchsten Emissionen dieser Stoffe ausgesetzt – 81.0000 US-Arbeiter sind regelmäßig Vinylchlorid ausgesetzt, 71.000 Ethylendichlorid.
PVC-Arbeiter sind täglich der Belastung durch giftige Weichmacher ausgesetzt; dazu stellt das „National Toxicology Program“ fest: „Arbeiter sind während der Herstellung von DEHP und PVC relativ hohen Konzentrationen ausgesetzt. Die Aufnahme der Giftstoffe geschieht meistens durch Inhalation.“
Studien haben ein Zusammenhang zwischen der Arbeit in der PVC Produktion und der erhöhten Wahrscheinlichkeit von Krankheiten wie Angiosarkom, einer seltenen Form von Leberkrebs, Gehirntumoren, Lungen- und Leberkrebs, Lymphknotenerkrankungen, Leukämie und Leberzirrhose nachgewiesen.
Die Belastung an PVC-Arbeitsplätzen hat sich seit den 1960ern Jahren signifikant reduziert, jedoch gibt es keinen Grenzwert, unterhalb dem Vinylchlorid das Krebsrisiko nicht mehr erhöht. Daher führen andauernde Belastungen in den USA weiterhin zu Krebsgefahren bei den Arbeitern. Und im übrigen sind die Belastungen in Anlagen in Osteuropa und Asien extrem hoch.
FORMOSA PLASTICS ist bekannt für diese Verseuchungsprobleme, für die Luftverpestung mit krebserregenden Chemikalien und die Gefährdung der Arbeiter und Anwohner durch die genannten vielen gefährlichen Giftstoffe.
Wegen „erheblicher“ Verletzungen von Arbeitsschutzmaßnahmen in den Fabriken in Lousiana und Texas verhängte das „U.S Department of Justice“ (Justizministerium) im Jahr 2009 eine Strafe von fast 13 Millionen US-Dollar gegen FORMOSA PLASTICS. Das Justizministerium stellt fest: “Die EPA (Umweltschutzbehörde der USA/Environmental Protection Agency) hat erhebliche Verletzungen der Emmissionsüberwachung und der Reparatur von Lecks nach dem Luftreinhaltegesetz (Clean Air Act/CAA) festgestellt; das umfasst Nachlässigkeit bei der Suche nach undichten Stellen und bei der Reparatur von Lecks, die Aufzeichnung der freigesetzten Stoffe, mangelhafte Möglichkeiten, Produktionsanlagen überhaupt in die Suche und Reparatur von Lecks einzubeziehen, und fehlende Reparatur von leckenden Anlagen. Zusätzlich wiesen die Kontrolleure nach, dass FORMOSA PLASTICS die Grenzen für die Einleitung entsprechend der Genehmigungen verletzt hatte, und es in dem Werk in Texas unterlassen hatte, die Erfordernisse entsprechend des Luftreinhaltegesetze beim Umgangs mit Benzol-Abfällen zu erfüllen bzw. die Informationen über freigesetzte Giftstoffe an die EPA zu melden.“
Das ist nicht das erste Mal, dass FORMOSA PLASTICS GROUP Probleme mit ihren Produktionsanlagen hat, speziell in Point Comfort, Texas.
Eine neue Studie hat herausgefunden, dass Rinder im Abwind der FORMOSA-Anlagen DNA-Schäden aufweisen. Die Untersuchung zeigte, dass bei Tieren um die Anlagen herum, diejenigen im Abwind die höchsten DNA-Veränderungen aufweisen. Die mit der Beschädigung der DNA verbundene Veränderung der Chromosomen-Struktur und andere genetische Beeinträchtigungen erhöhen für die Tiere das Krebs-Risiko und Schäden bei Vererbung und Fortpflanzung.
In Point Comfort/Texas wurde Vinylchlorid in Abwasserkanälen entdeckt und FORMOSA PLASTICS musste 1 Millionen US-Dollar für die Reinigung des kontaminierten Grundwasser bezahlen. Derselbe Konzern musste 1991 über 3 Millionen US-Dollar Bußgeld für die gefährliche Verschmutzung des Grundwasser zahlen.
Ohne jeden Zweifel ist FORMOSA einer der größten PVC-Verschmutzer der Welt. Wir begrüßen, dass die Verantwortlichen bei FORMOSA PLASTICS mit dem „Black Planet Award 2009“ an den internationalen Pranger gestellt werden.
Vielen Dank.
Im Sinne des Umweltschutzes
Michael Schade
Koordinator der PVC-Kampagne
Center of Health, Enviroment and Justice (CHEJ)
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